Die Reise an das Ende der Welt

Im November 1927 ist es dann soweit: Die zurückliegenden Mühen und Rückschläge sind vergessen,  Förderer wurden gefunden und  Spenden entgegengenommen. Ein zum Forschungsschiff modifizierter Fischkutter (Foto links : die FEUERLAND in Büsum kurz vor der Fertigstellung) und ein stoffbespannter Doppeldecker sind bereit für das bisher größte Abenteuer des Kapitän Plüschow, eine Reise an das Ende der Welt.  In seiner Mannschaft, mit der er diese lange, anstrengende und gefährliche Fahrt in Richtung Kap Horn und um Feuerland wagen will, sind der Steuermann Paul Christiansen und der erfahrene Kameramann Kurt Neubert. Plüschow trifft mit Schiff und Besatzung im Oktober 1928 in Punta Arenas ein. Zur Erfüllung des Vertrages mit dem berliner Ullstein Verlag, dem wichtigsten Sponsor der Expedition,  besucht er zuvor deutsche Siedler und Eingeborene im brasilianischen Urwald, filmt und schreibt Reportagen. In bewegenden Worten schildert Gunther Plüschow auf einer Erkundungsfahrt durch die feuerländischen Kanäle seine erste Begegnung mit dem Land seiner Sehnsucht: „Die Sonne lässt auch alles in so wunderbaren , so märchenhaft schönen Farben leuchten und spielen, mit ganzer Wucht  überfällt mich dazu die Stille… als beträte ich einen mächtigen Dom… dies ist mein Feuerland, dies ist mein Traum.“.

Brasilianische Ureinwohner von Stamme der Botokuden  „…als beträte ich einen mächtigen Dom…“ G. Plüschow und P. Christiansen erkunden in einem Schlauchboot den Ankerplatz der FEUERLAND Plüschow fliegt und Dreblow fotografiert, so war die Arbeitsteilung in der Luft

Bis Dezember 1928 bauen dann Plüschow und sein Bordingenieur Ernst Dreblow auf dem Gelände der Werft von Braun y Blanchard in Punta Arenas den bis dahin in Kisten verpackten Heinkel – Doppeldecker vom Typ HD 24 W erfolgreich zusammen. Der erste große Flug geht in das argentinische Ushuaia, mit an Bord ein Postsack: die erste Luftpost von Punta Arenas nach Ushuaia. In den folgenden Monaten überfliegen Plüschow und Dreblow als erste Menschen die Darwin-Kordillere auf der Großen Feuerlandinsel, das Kap Horn und die Torres del Paine in Patagonien. Sie sind fasziniert von der überwältigenden Schönheit des patagonischen Inlandeises und bringen von ihren Flügen, oft unter Lebensgefahr, zum ersten Mal Fotos und Filmmaterial von diesen bis dahin unerforschten Gegenden Südamerikas mit. 

 
 „…dies ist mein Feuerland, dies ist mein Traum..“ Die „Holzpantine des Ozeans“ in den Kanälen Feuerlands Plüschow und Dreblow bei der Vorbereitung auf einen Erkundungsflug Plüschow und Dreblow sahen als erste Menschen die atemberaubende Schönheit Feuerlands aus der Luft

Nach seiner Rückkehr aus dem tiefsten Süden dieser Erde im Jahre 1929 veröffentlicht Plüschow ein weiteres Buch: „Silberkondor über Feuerland“.   Sein gleichnamiger Film wird ein großer Erfolg. Das Publikum ist begeistert  von den beeindruckenden Landschaften und den noch nie zuvor gesehenen, sensationellen Luftaufnahmen der vereisten Gipfel Feuerlands. Das Buch wird mehrere hunderttausend Mal verkauft und vermittelt vielen Lesern in Europa erstmalig ein Bild von den Menschen und der Landschaft Feuerlands  und Patagoniens. Plüschow reist mit Film und Buch durch ganz Deutschland. Er hält Vorträge und wirbt bei Vertretern der deutschen Industrie und der Regierung um Unterstützung für eine weitere Reise nach Südamerika.