Die Replik der HD 24 W, Plüschows „Silberkondor“
Das neben der Rekonstruktion der FEUERLAND größte Projekt zur Erinnerung an Gunther Plüschow wurde im Juni 2009 in Argentinien fertig gestellt. Auf Initiative von Roberto Litvachkes, Buenos Aires und unter der Schirmherrschaft von Rafael Fank, Ushuaia wurde Ende 2008 der Plan entwickelt, Plüschows Flugzeug, den Heinkel-Doppeldecker HD 24 W, als Modell im Maßstab 1:1 nachzubauen. In den Werkstätten des Nationalen Luftfahrt Museums Argentiniens in Moron bei Buenos Aires wurde in 8 Monaten Bauzeit das erste Modell eines Flugzeugs diesen Typs gefertigt. Dies war nur möglich mit Unterstützung der deutschen Botschaft, des Verbandes der Deutsch-Argentinischen Vereinigungen, der Deutsch-Argentinischen Industrie- und Handelskammer sowie anderer Institutionen und Firmen.
Die Originalmaterialien, z.B. Stoffbespannung, konnten nicht verwendet werden, denn sämtliche Werkstoffe müssen über Jahre resistent gegen das oft mehrfach am Tag wechselnde Wetter sein. Bei Heinkel in Warnemünde entstanden die Flugzeuge seinerzeit zunächst mit Bleistift und Tusche auf Transparentpapier, die Blaupausen der Konstruktion bildeten dann die Vorlage für den Bau. Für die Verantwortlichen des argentinischen Projektes war die Ausgangssituation ungleich komplizierter, da keine Original-Pläne existierten. Zwar konnten aus Deutschland Modell-Zeichnungen und das Flugzeughandbuch der HE 42E zur Verfügung gestellt werden, viele Einzelheiten und Abmessungen mussten aber von Fotos und Filmmaterial in ein CAD-Programm übertragen werden, um Detailzeichnungen und 3D-Ansichten zu erhalten. Auf deren Basis wurden mittels einer computergesteuerten Fräsmaschine die unterschiedlichen Profile für die Querspanten der Tragflächen, Quer- Seiten- und Höhenruder aus Plywood- Platten ausgeschnitten. Die ebenfalls aus Sperrholz gefrästen Querspanten des Flugzeugrumpfes dienten als Schablonen für die Rumpfkonstruktion. Aus Blechen und Rohren wurden diese miteinander verschweißt und verliehen dem Flugzeugmodell die notwendige Festigkeit.Insgesamt wurden ca. 400 m² Glasfaserstoff mit etwa 500 kg Kunstharz imprägniert, um den optischen Eindruck der Stoffbespannung des Originals zu vermitteln. Einige hundert Liter Farbe gaben schließlich dem „Silberkondor“ sein charakteristisches Aussehen.
Bevor der weitgehend fertig gestellte Nachbau Anfang Mai 2009 seine Reise in Richtung Feuerland antrat, war er – passend zum Namen – einige Wochen Publikumsmagnet in Puerto Madero am Rio de la Plata (Silberfluss), einer Flaniermeilen der argentinischen Hauptstadt, zu sehen, siehe oben.
Roberto Litvachkes und Rafael Fank erinnern mit ihrer Initiative nicht nur ein interessantes Kapitel der europäischen Luftfahrt, sie haben auch der langen argentinischen – deutschen Geschichte ein aktuelles Kapitel hinzugefügt.